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"Wie? Heute Abend???"...
#1
BB vom 18.08.2014

Hallo,

ja, das waren meine Worte als mich gestern Mittag Ralf zur gemeinsamen Beobachtung in die Sternwarte einlud. Draußen goss es in Strömen und die schwarzen Wolken wurden vom starken Westwind geradezu über den Himmel gejagt.

"Doch, es soll die Nacht über klar sein!!", versicherte Ralf. (mb, meteox und die anderen Wetterprogramme bestätigten gute Durchsicht) Doch wer verlässt sich schon auf den Wetterbericht... Dodgy

Als es gegen 20.30 Uhr tatsächlich aufriss, machte ich mich mit ein paar Sternkarten und dem Tablet auf den Weg.

Zuerst machten wir uns noch an der Montierung zu schaffen, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte. Auch die Feinausrichten der Teleskope verschoben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Immerhin konnten wir parallel in den drei montierten Geräten 120er Esprit,16" ACF und im 200er Apo die Objekte in den Übersichtsokularen sehen. Aber da gehen wir noch mal ran.

Gemeinsam justierten wir dann den 16" ACF. Er hatte ja eine Reinigung bekommen und die lange Fahrt tat ihr Übriges. Akribisch wurden die Beugungsbilder am Doppel-Doppel in der Leier begutachtet und Ralf drehte vorsichtig an den drei Schrauben zur Fangspiegelverstellung. Endlich waren wir beide zufrieden und trotz der nicht so guten Luftruhe zeigten sich die Beugungsringe nun annähernd rund.
Weitere Versuche zur Optimierung brachten keine Verbesserung. Mittlerweile war die Durchsicht prima und die Milchstraße spannte sich strukturiert über den Lindelbacher Himmel. Auch die Luft wurde in den nächsten Stunden eher ruhiger.
M 57 musste uns also gleich seinen Zentralstern preisgeben. Toll, der 16er ist hier wirklich in seinem Element und bei Vergrößerungen von ca. 250 - 300x war der "Rauchkringel" wie gemalt...
Der neu gefügte Apo begeisterte uns mit seiner fantastischen Sternabbildung.

Die Horizontsicht war super, so dass wir uns entschlossen in den Schützen "abzutauchen". Objekt des Abends war für uns beide M17. Der Omeganebel knallte mit feinen Details dermaßen ins Okular, dass uns beide das Herz aufging. So strukturiert und mit vielen feinen Filamenten habe ich ihn tatsächlich nicht in Erinnerung.

M 8, M 20 und M 16 folgten. Wir schwelgten in den Deep-Sky-Objekten und machten uns dann über den Adler Richtung Schwan auf den Weg. M 53, 71 und die schönen PN NGC 6905 (der im indirekten Sehen schön das dunkle "Hufeisen" zeigte), 7027 sowie der Fetus-Nebel NGC 7008 machen uns richtig Freude.

Auch die Hexenhand und der Sturmvogel des Cirruskomplexes beeindruckten uns im Großgerät, obwohl der 200er Refraktor unbedingt seinen Reiz an den Perlen der Nacht entfaltet.
Dass der Stern 52 Cyg in NGC 6960 ein Doppelstern ist, hatte ich bis gestern noch gar nie bewusst bemerkt. Klasse, die kleine leicht bläuliche Komponente. Wobei das bläulich bei mir eher gräulich bleibt. So wie ich an den farbigen PN´s häufig keine Farbe erkennen kann, so geht es mir auch an schwachen Sternchen. Ich bin halt doch ein Stäbchenseher.. Big Grin

Beeindruckt von den vielen tausend Hintergrundsternchen, die im Milchstraßenbereich den sattschwarzen Nachthimmel verzieren wollten wir nach NGC 7331 dann unbedingt noch C2014/E2 Jaques beobachten. Also schwenkten wir über die Cassiopeia Richtung H und Chi - Persei. Nach der Eingabe der Koordinaten die ich Skysafari entlockte stand er auch schon prächtig, hell in den Okularen. Schwierig war es allerdings seine Flugrichtung zu deuten, denn einen Schweifansatz erkannten wir nicht. Die Koma um den Kern war sehr rundlich - nur leicht abgeplattet an einer Seite.

Dann wurde der Himmel plötzlich hell und es schoben sich Wolkenfelder herein. Es war kurz nach Mitternacht als wir uns entschlossen die Beobachtungsnacht zu beenden. Zwei sehr zufriedene Hobbyastronomen gönnten sich noch einen kleinen "Absacker an der Astro-Theke" Wink und fachsimpelten über neue Projekte...
Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 2 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Christoph (20.08.2014), Herbipollution (19.08.2014)
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Folgenden 2 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Christoph (20.08.2014), Herbipollution (19.08.2014)
#2
Hallo Uwe,
schöner Bericht zu einem wirklich schönen Beobachtungsabend!

Ergänzen möchte ich den Ausflug zu NGC 7009.
Zuerst hatten wir NGC 7008 in Zenitnähe im Okular und ich dachte mir " Weit kann es nicht sein zu 7009" und drückte auf GoTo. Die Montierung lief und lief; die Kuppel musste nachgedreht werden und nicht weit vom Horizont blieb es endlich stehen.
Den hübschen Nebel erkannte Uwe gleich und rief " das ist doch der Saturnebel". Nunja, die Ringe sind eher schwach ausgeprägt und erschienen mir mehr als strichartige Verlängerung des runden, blauleuchtenden Nebels.

Mit Uwe´s Detailerkennung vom Hufeisen in NGC 6905 hatte ich so meine Schwierigkeiten, aber kann recht gut Farben in den Nebeln erkennen. Bei den PN´s erscheint mir die Farbe oft zwischen Blau und Grün.
Auch der Komet C2014/E2 Jaques hatte einen Farbton, zum Blauen tendierend.

Wenn "Zwei" zusammen beobachten sehen Sie das "Gleiche" aber nicht "Dasselbe".

Clear sky
Ralf
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