BB vom 28.02.2015
Hallo,
gestern verabredete ich mich gegen 18.00 Uhr mit Ralf zur gemeinsamen Jupiter-Beobachtung. Frank sollte mit seiner Kamera auch dazustoßen und so freute ich mich auf die Nacht in der Sternwarte. Der Himmel war klar - Guter Dinge setzte ich mich um 19.15 Uhr ins Auto und fuhr los. Kaum in Lindelbach angekommen klingelte mein Handy. "Hallo Uwe, wie sieht es denn aus mit der Bewölkung", hörte ich Ralf am anderen Ende. "Ich bin schon da", meinte ich und beim Blick nach oben wusste ich was er meinte. Mehr und mehr Wolken zogen herein und trübten den Himmel... Wir wollten es zumindest versuchen und starteten um 20.00 Uhr.
"Nutzen wir halt die winzige Wolkenlücken", meinte ich. Doch diese wurden immer kleiner und der erste Blick auf Jupiter wurde mit "Das ist das grottigste Seeing, an das ich mich erinnern kann" kommentiert. Jupiter stand wie ein Leuchtturm im Okular er blinkte je nach Wolkenstärke mehr oder weniger hell in unsere Augen bis er sich dann gar nicht mehr zeigte.
"Das gibt´s doch gar nicht!" entfuhr es mir. Zuhause (30 km Luftlinie) war doch absolut freie Sicht. Lange Rede kurzer Sinn, unsere Nerven wurden zusehends weiter strapaziert. Die Wolken verdichteten sich und die Wolkendecke war nun beinahe komplett geschlossen - so weit wir blicken konnten. Die Minuten verrannen. Es war schon beinahe dreiviertel neun. Meteoblue, Wetterradar und BR Wetter sagten alle das Gegenteil. "Das kann doch gar nicht sein! Ruf doch mal die Heike an, wie´s im Westen aussieht", war Ralfs Überlegung und als ich meine Frau am Telefon hatte kam ein: "Hier ist alles klar, was habt ihr denn?"
Warten..,warten...warten...zwischenzeitlich stieß Frank dazu. Um 21.00 Uhr beschlossen wir etwas enttäuscht und ratlos zu Ralf in die Theke zu gehen um uns dort noch eine Stunde die Zeit zu vertreiben. "Wir bräuchten einen Wolkenschieber, aber vielleicht wird es ja später doch noch besser!", hofften wir. Als Ralf vor die Sternwartentüre trat kam völlig unverhofft das erlösende: "Da drüben reißt es auf!"
Jetzt konnte es losgehen. Frank schloss seine Kamera an den 200er Apo an und fuhr das Laptop hoch. Ralf und ich freuten uns nun über den Blick ins Bino am 16" ACF und waren direkt überrascht, wie der Anblick von Jupiter in den 25er Abbe-Okus minütlich an Qualität gewann. Die Luft wurde ruhiger und ruhiger, kommentiert mit Aussagen wie: "Hammerhart!" - "Der knallt richtig rein!" - "Mensch wie viele feine Strukturen und Schleppen zu erkennen sind, das gibt´s nicht!" Dementsprechend stieg die Stimmung in der Kuppel. Visuell war der Gasriese nun ein absoluter Hochgenuss und Frank und Ralf puschten sich gegenseitig wie im "Filmstudio"!
"Ja, ja, der Frank macht heute Werbeaufnahmen für´s Geschäft!" wurde geschmunzelt. "Mit tollen Aufnahmen verkauft sich jedes Gerät gleich viel besser!"
Bilderserie für Bilderserie rauschte durch die Kabel in den PC und schon der Anblick im Programm sorgte für glänzende Augen...
"Komm eine geht noch, wer weiß wann es noch mal so ordentlich wird. Und überhaupt ist nächste Woche schlechtes Wetter, da hast du Zeit für die Bildbearbeitung". Gegen 22.00 Uhr zog eine ganz feine Zirrenschicht durch. Während nun die Kamera eine kleine Erholungspause bekam, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und besetzte das Bino, um mit meinen bescheidenen Mitteln die Szenerie festzuhalten. Dies gelang nicht ganz so gut, da doch einige der zahlreichen Feinheiten durch die "Abschattung" litten. Trotzdem war die Anzahl der Wolkenstrukturen enorm und ich kam kaum hinterher. Der Mondschatten wanderte in den 25 Minuten doch deutlich weiter und die Bänder bewegten sich mit der Planetendrehung... Beinahe hätte ich noch ein Detail übersehen. Ralf drängelte schon, um auch wieder einen Blick auf den Gasriesen zu werfen und meinte dann: hast du Europa auch mit drauf??? Ich schaute ihn erstaunt an.
Ganz am Rand stand dann tatsächlich das Mondkügelchen und blitzte mir in die Augen. Den hätte ich doch beinahe glatt link... äh rechts (im Okular) liegen gelassen. So geht´s beim Zeichnen, wenn man ob der großen Scheibe und er Menge an Informationen den Überblick verliert. Ich Arbeite nämlich stets vom Äquator und den Hauptbändern nach Nord und Süd, so dass der prüfende letzte Blick auf das Gesamte eigentlich nicht fehlen sollte.
Zwischendurch wollten wir unbedingt unserem Mond noch einen Besuch abstatten. Die Zeit nutzte Frank um neuen Speicherplatz auf dem Rechner zu schaffen, damit die Aufnahmen weiter gehen konnten. Die Festplatte wurde mit 20 GB vollgeschaufelt. Es musste eh umgeschwenkt werden und hier fehlten mir eigentlich die Worte. Was der Apo an Kontrast bringt und wie brutal er feinste Rillen und Kraterchen aus der Oberfläche stanzt ist sensationell... Kopernikus war einfach nur "g...!!!"
Jetzt wurde das Aufnahmegerät gewechselt. Ralf drängelte schon wieder, als ob es um den Oscar ginge. "Frank, bist du´s gewohnt unter solchem Druck zu arbeiten?", schmunzelte ich.
Sein breites Grinsen wurde durch ein: "Ich arbeite jeden Tag unter Druck. Ich frag mich nur wie lange ich für all die Daten wieder hinter dem Rechner sitze" ergänzt.
Über den ACF wurde mit 8m Brennweite nun ab 23.30 Uhr auf den großen roten Fleck gezielt. Zwei Serien schafften wir noch, ehe dann die richtig vorhergesagte Wolkenwand von Westen her hereinzog und seine Dunstschleier vorweg schickte. Was für eine Nacht!!! Nicht auszudenken, wenn wir uns von den anfänglichen Wetterkapriolen hätten vertreiben lassen. Wenn die Meteorologen für ihre Vorhersagen bezahlt würden, müssten sie wahrscheinlich häufig betteln gehen. Die letzte "Klappe" (diesmal war es das Kuppeldach ) fiel gegen 0.40 Uhr
Vielleicht melden sich noch meine Mitstreiter und Frank wünsche ich viel Muße und Zeit für die EBV...
Hallo,
gestern verabredete ich mich gegen 18.00 Uhr mit Ralf zur gemeinsamen Jupiter-Beobachtung. Frank sollte mit seiner Kamera auch dazustoßen und so freute ich mich auf die Nacht in der Sternwarte. Der Himmel war klar - Guter Dinge setzte ich mich um 19.15 Uhr ins Auto und fuhr los. Kaum in Lindelbach angekommen klingelte mein Handy. "Hallo Uwe, wie sieht es denn aus mit der Bewölkung", hörte ich Ralf am anderen Ende. "Ich bin schon da", meinte ich und beim Blick nach oben wusste ich was er meinte. Mehr und mehr Wolken zogen herein und trübten den Himmel... Wir wollten es zumindest versuchen und starteten um 20.00 Uhr.
"Nutzen wir halt die winzige Wolkenlücken", meinte ich. Doch diese wurden immer kleiner und der erste Blick auf Jupiter wurde mit "Das ist das grottigste Seeing, an das ich mich erinnern kann" kommentiert. Jupiter stand wie ein Leuchtturm im Okular er blinkte je nach Wolkenstärke mehr oder weniger hell in unsere Augen bis er sich dann gar nicht mehr zeigte.
"Das gibt´s doch gar nicht!" entfuhr es mir. Zuhause (30 km Luftlinie) war doch absolut freie Sicht. Lange Rede kurzer Sinn, unsere Nerven wurden zusehends weiter strapaziert. Die Wolken verdichteten sich und die Wolkendecke war nun beinahe komplett geschlossen - so weit wir blicken konnten. Die Minuten verrannen. Es war schon beinahe dreiviertel neun. Meteoblue, Wetterradar und BR Wetter sagten alle das Gegenteil. "Das kann doch gar nicht sein! Ruf doch mal die Heike an, wie´s im Westen aussieht", war Ralfs Überlegung und als ich meine Frau am Telefon hatte kam ein: "Hier ist alles klar, was habt ihr denn?"
Warten..,warten...warten...zwischenzeitlich stieß Frank dazu. Um 21.00 Uhr beschlossen wir etwas enttäuscht und ratlos zu Ralf in die Theke zu gehen um uns dort noch eine Stunde die Zeit zu vertreiben. "Wir bräuchten einen Wolkenschieber, aber vielleicht wird es ja später doch noch besser!", hofften wir. Als Ralf vor die Sternwartentüre trat kam völlig unverhofft das erlösende: "Da drüben reißt es auf!"
Jetzt konnte es losgehen. Frank schloss seine Kamera an den 200er Apo an und fuhr das Laptop hoch. Ralf und ich freuten uns nun über den Blick ins Bino am 16" ACF und waren direkt überrascht, wie der Anblick von Jupiter in den 25er Abbe-Okus minütlich an Qualität gewann. Die Luft wurde ruhiger und ruhiger, kommentiert mit Aussagen wie: "Hammerhart!" - "Der knallt richtig rein!" - "Mensch wie viele feine Strukturen und Schleppen zu erkennen sind, das gibt´s nicht!" Dementsprechend stieg die Stimmung in der Kuppel. Visuell war der Gasriese nun ein absoluter Hochgenuss und Frank und Ralf puschten sich gegenseitig wie im "Filmstudio"!
"Ja, ja, der Frank macht heute Werbeaufnahmen für´s Geschäft!" wurde geschmunzelt. "Mit tollen Aufnahmen verkauft sich jedes Gerät gleich viel besser!"
Bilderserie für Bilderserie rauschte durch die Kabel in den PC und schon der Anblick im Programm sorgte für glänzende Augen...
"Komm eine geht noch, wer weiß wann es noch mal so ordentlich wird. Und überhaupt ist nächste Woche schlechtes Wetter, da hast du Zeit für die Bildbearbeitung". Gegen 22.00 Uhr zog eine ganz feine Zirrenschicht durch. Während nun die Kamera eine kleine Erholungspause bekam, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und besetzte das Bino, um mit meinen bescheidenen Mitteln die Szenerie festzuhalten. Dies gelang nicht ganz so gut, da doch einige der zahlreichen Feinheiten durch die "Abschattung" litten. Trotzdem war die Anzahl der Wolkenstrukturen enorm und ich kam kaum hinterher. Der Mondschatten wanderte in den 25 Minuten doch deutlich weiter und die Bänder bewegten sich mit der Planetendrehung... Beinahe hätte ich noch ein Detail übersehen. Ralf drängelte schon, um auch wieder einen Blick auf den Gasriesen zu werfen und meinte dann: hast du Europa auch mit drauf??? Ich schaute ihn erstaunt an.
Ganz am Rand stand dann tatsächlich das Mondkügelchen und blitzte mir in die Augen. Den hätte ich doch beinahe glatt link... äh rechts (im Okular) liegen gelassen. So geht´s beim Zeichnen, wenn man ob der großen Scheibe und er Menge an Informationen den Überblick verliert. Ich Arbeite nämlich stets vom Äquator und den Hauptbändern nach Nord und Süd, so dass der prüfende letzte Blick auf das Gesamte eigentlich nicht fehlen sollte.
Zwischendurch wollten wir unbedingt unserem Mond noch einen Besuch abstatten. Die Zeit nutzte Frank um neuen Speicherplatz auf dem Rechner zu schaffen, damit die Aufnahmen weiter gehen konnten. Die Festplatte wurde mit 20 GB vollgeschaufelt. Es musste eh umgeschwenkt werden und hier fehlten mir eigentlich die Worte. Was der Apo an Kontrast bringt und wie brutal er feinste Rillen und Kraterchen aus der Oberfläche stanzt ist sensationell... Kopernikus war einfach nur "g...!!!"
Jetzt wurde das Aufnahmegerät gewechselt. Ralf drängelte schon wieder, als ob es um den Oscar ginge. "Frank, bist du´s gewohnt unter solchem Druck zu arbeiten?", schmunzelte ich.
Sein breites Grinsen wurde durch ein: "Ich arbeite jeden Tag unter Druck. Ich frag mich nur wie lange ich für all die Daten wieder hinter dem Rechner sitze" ergänzt.
Über den ACF wurde mit 8m Brennweite nun ab 23.30 Uhr auf den großen roten Fleck gezielt. Zwei Serien schafften wir noch, ehe dann die richtig vorhergesagte Wolkenwand von Westen her hereinzog und seine Dunstschleier vorweg schickte. Was für eine Nacht!!! Nicht auszudenken, wenn wir uns von den anfänglichen Wetterkapriolen hätten vertreiben lassen. Wenn die Meteorologen für ihre Vorhersagen bezahlt würden, müssten sie wahrscheinlich häufig betteln gehen. Die letzte "Klappe" (diesmal war es das Kuppeldach ) fiel gegen 0.40 Uhr
Vielleicht melden sich noch meine Mitstreiter und Frank wünsche ich viel Muße und Zeit für die EBV...
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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