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4. Teleskoptreffen - TdFS am Kreuzberg in Nordheim
#2
Ich stelle mal meinen Rückblick hier mit rein. Irgendwer von den Mod's kann und wird die Rückblicke sicherlich zu einem eignen Thema hier im Forum umbauen.

So, ich bin auch wieder zu Hause eingetrudelt und Teleskoptreffen ist Geschichte. Um kurz nach 4 Uhr morgens war bei mir dann auch die Luft raus. Weil ich aber (müde wie ich war) nicht direkt fahren wollte, habe ich mich auf zwei Iso-Matten plus Schlafsack auf die Ladefläche des Pkw gelegt und bin sofort eingeschlummert, bis mich um 6:30 Uhr auf dem Kreuzberg die - schon unverschämt hoch stehende - Sonne wieder geweckt hat. Bei knallblauen Himmel, warmen Sonnenschein (unglaublich wie viel Kraft sie jetzt schon hat) gab es noch ein ausgiebiges Frühstück mit Kaffee, Kuchen, Hefezopf, Wurstsemmel auf der Teerstraße und dann machte ich mich auf den Rückweg Richtung Untermain.

Das Treffen gehört wie immer in die Rubrik "Richtig cool". Es gab die Gelegenheit zu vielen Gesprächen, dem Fachsimpeln über die eine oder andere Montierungs- und Teleskopproblematik und viele Möglichkeiten richtig "Basiswissen" über Teleskope, Sternenhimmel und so weiter an den Mann und die Frau zu bringen.

Ich hatte ja gleich mal zwei Teleskope dabei (7" STF und 10" Klevtsov) und begann die Beobachtungsnacht mit dem Kleineren von beiden. Gleich zu Beginn gab es das erste Erfolgserlebnis, denn am STF konnte ich das Auskühlen des Teleskops (via Lüfter in 30-40min) erneut bestätigen. Das klappt also wirklich zuverlässig, selbst wenn der Temperaturgradient, wie in dieser Nacht, etwas höher ist. Das macht das STF nahezu zu einem "Grab'n'Go" Teleskop. Sehr schön :o

Die ersten Blicke auf Jupiter (Polaris hatte ich diesmal ganz sicher eingenordet Smile ), ließen aber noch zu wünschen übrig. Schön war aber zu beobachten, wie der kleine Callisto hinter der Planetenscheibe des Jupiter auftauchte und sich langsam aus dem Staub machte. Der STF trennte die beiden richtig zügig und das Bild stand auch sehr ruhig im Okular, aber dennoch ließen sich auf der Planetenscheibe selbst nicht übermäßig viel feine Details erkennen. Das blieb bei Jupiter an meinem STF den ganzen Abend so, bis Jupiter nach Mitternacht schließlich in einen Bereich wanderte, wo das Seeing nun wirklich deutlich schlechter wurde. Anscheinend kam da aus dem TAL in dieser Richtung (geographisch gemeint, nicht mein zweites Teleskop Wink ) eine Menge Thermik mit unruhiger Luft nach oben.

Ganz anders war die Situation bei den Jupitermonden selbst. Ganymed stand als kleines, aber deutlich wahrnehmbares Kügelchen, weit neben Jupiter. Christoph meinte, dass da unter Umständen sogar eine gewisse Struktur auf Ganymed zu erkennen sei. Darauf angesprochen könnte man da wirklich was erahnen. Interessanterweise war es in Christophs Dobson genau andersherum: Jupiter zeigte mehr Strukturen, dafür waren da die Monde unruhiger und ausgefranzter. Ich muss mich doch mal genauer in die MTF Funktion einlesen, denn offensichtlich hat das etwas mit der unterschiedlichen Kontrastleistung bei unterschiedlichen Ortsfrequenzen zu tun.

Dann kamen natürlich ein paar Standardobjekte, die eine gewisse Erkennbarkeit - es hatten sich ein paar interessierte Erstbesucher auf dem Treffen eingefunden - ermöglichten. In dem noch recht hellen Himmelshintergrund konnte man zunächst im STF M13 bestaunen. Irgendwann um kurz vor 3 Uhr schwenkte ich ( dann mit dem Klevtsov) nochmal dahin und war hin und weg über den Anblick vor dem jetzt wirklich dunklen Nachthimmel und recht ruhigem Seeing. M13 präsentierte sich weithin aufgelöst mit kleinen, nadelfeinen Sternen, die im Klevtsov okularfüllend, nur leicht flimmerten. Wow!

Weiter ging es mit dem STF zu M51. An der Galaxie konnte der ein oder andere Beobachter nun seine Wahrnehmungsfähigkeit ("Ist da außen herum rum jetzt ein bisschen grau, oder nicht?") und das indirekte Sehen trainieren und sich von dem Effekt überraschen lassen. In meinen Augen blieb aber M51 (der Himmel war immer noch etwas hell) hinter wirklich guten Beobachtungen zurück. Die Galaxienkerne waren zwar sichtbar und auch eine Andeutung von Spiralarmen tauchte in meinen Augen auf, aber erst mal nicht mehr. Nun gut, ich muss mich darin auch üben, dass das STF ja 7" Öffnung bietet und in meinem Kopf die 10" Bilder des Klevtsov weitgehend in Erinnerung sind.

M101 war dann die nächste, noch größere Herausforderung. Ich sah auch mit dem 7" Gerät eine leichte Aufhellung in der Kernregion und mit etwas Mühe und indirektem Sehen konnte man erahnen, dass jenseits des Kerns noch "irgendetwas" flächiges sein musste. Hier fiel aber der Satz der Durchseher: "Also ich sehe nichts!" viel öfter. Astronomie ist doch auch eine Menge an Übung, Training und Erfahrung. Ich mach mir das manchmal viel zu wenig bewusst.

Mit M57 (die Leier war mittlerweile hoch genug gestiegen) kam das nächste, nun wieder leicht wahrnehmbare Objekt in das Gesichtsfeld. Vorher gab es einen kurzen Schwenk zu M52 (… ich habe doch prompt aus der 57 eine 52 gemacht), was eben ein schöner kleiner offener (wohl auch zirkumpolarer) Sternhaufen im nördlichen Himmel war. Zu M57 schlossen sich natürlich passende Gespräche über Sternentwicklung, Evolution von Sterntypen und Nova/Supernovae an. Auch hier fand ich das STF richtig überzeugend, aber auch hier gab der Himmel den letzten Ticken an Schärfe und Kontrast nicht preis.

Den Abschluss der Einsteigertour bildeten dann gegen Mitternacht ein sehr schöner Albireo, der prächtig rot-blau strahlte und ein "Wow" hervorzauberte, Mizar mit dem Reiterlein, was ja wieder ein Doppelstern ist und die Epsilon Lyrae Sterne, die sich im 7" leicht und stabil trennen ließen. Hier jagte ich zum Abschluss die Vergrößerung des STF auch einmal auf 350 - 400-fach hinauf und bekam von einer gewissen Bildunruhe begleitet) mustergültige Beugungsringe. Also eigentlich muss ich sagen: Einen mustergültigen ersten Beugungsring. Kreisrund geschlossen, kein Astigmatismus irgendwelcher Art, keine weiteren Beugungsringe (ein Hauch von einem zweiten war, wenn man sich die Suppe unbedingt versalzen wollte) zu sehen. Ich habe keine allzu präzise Erinnerung mehr wie die Beugungsringe der beiden im Klevtsov aussehen, aber ich denke ein zweiter Beugungsring war deutlich prominenter.

Ein Blick zu Mars und Saturn zeigte, dass sie nach wie hinter der dort stehenden Baumgruppe lagen, also ein guter Zeitpunkt die Optik zu wechseln.

Der Klevtsov war schon die ganze Zeit (eingepackt) draußen und war schnell montiert und auch sehr fix temperiert. Ich konnte eigentlich keine wirklich relevante Anpassungszeit mehr feststellen. Durch das GPS der CEM ( so langsam mag ich diesen Gimmick wirklich) war der Wechsel auch von den Daten her kein Problem. Zum Tausch war die Montierung ja ausgeschaltet und hat ihre Ausrichtung verloren. In Zero-Position bringen, einschalten, nach ca. 60 Sekunden hatte die Montierung ihre Daten wieder und abschließen ein "Solar System Alignment" an Jupiter gemacht und fertig war die ganze Sache. Nun konnte es weitergehen.

Zunächst zum Katzenaugennebel (NGC 6543) - ok, Öffnung ist wirklich durch nichts zu ersetzen! Während das Teilchen im STF eher als diffuser Fleck ohne Zentralstern daherkam, war jetzt der weiße Zwerg im Zentrum des Nebels gut zu erkennen und nach nach einigem ruhigen Beobachten ließen sich auch indirekt ein bis zwei der elliptische Schalen im Nebel wahrnehmen. Die nächste gewinnbringende Entdeckung des Abends: Im Sitzen nimmt man viel mehr und viel besser wahr. Mein Astrostuhl, den ich mir gebraucht zugelegt habe, hat sich schon allein an diesem Abend bezahlt gemacht.

Nachdem ich also gerade auf helle planetarischen Nebel aus war, schwenkte ich erneut zu M57. Auch hier dasselbe Bild, die Randstrukturen des Nebels waren nun deutlich strukturierter. Irgendwie hatte ich auch den Eindruck, dass ich den Zentralstern des Nebels ganz schwach und indirekt - aber wahrnehmen konnte. Ich überprüfte meinen Eindruck mehrmals und kam immer wieder zu dem selben Schluss. Genau in der Mitte des dunklen, ovalen Lochs war immer wieder ein feiner Punkt zu sehen. Aber mit 15.8 mag ist das schon sehr grenzwertig. Gut, die Transparenz war mittlerweile sehr, sehr gut, aber ganz sicher bin ich mir bei der Beobachtung, wenn ich auf die reinen technischen Fakten sehe, her nicht. Andererseits war die Wahrnehmung in der Nacht selbst sehr überzeugend.

Dann gab es noch einmal den oben erwähnten Schwenk zu M13 und der Rest der Nacht sollte Mars gehören. Von Jupiter mittlerweile ziemlich enttäuscht, erwartete ich mir eigentlich nicht mehr allzuviel. Aber der Mars dieser Nacht war definitiv eine der besten (nun gut, allzu viele kann ich nicht aufweisen) die ich gesehen habe. Mit dazu beigetragen hat möglicherweise auch der ADC, der beim tief stehenden Mars gut eingesetzt werden konnte. Ganz eindeutig waren mehrere Dunkelgebiete auf dem Mars zu erkennen, eines davon schwächer und flächiger, ein weiteres sehr deutlich dunkel (wie ein langer Graben) im oberen Teil über fast die Hälfte der Planetenscheibe gehend. Die Polkappen waren ebenso problemlos zu erkennen. Zudem gab es ausgedehnte Wolkengebiete zu sehen, die ich, wegen ihrer Klarheit und Struktur zunächst einmal mit den Polkappen verwechselte. Erst als ich mir über die Rotationsachse des Mars klar wurde, wurde deutlich wie ausgeprägt diese Wolken an diesem Abend zu sehen waren. Mit den Polkappen zusammen tummelten sich da 4-5 weißliche Flecken um den Rand und auf der der Planetenscheibe. So bot der Mars für mich einen spektakulären Anblick mit zwei klaren Dunkelgebieten, 2-3 Wolkenbereichen und den Polkappen. Ein Abblenden mit einem Graufilter nahm ihm zwar etwas von dem schönen lachsfarbigen Teint, reduzierte aber die Helligkeit so, dass eben die feineren Details auftauchen konnten.

Saturn blieb kurioserweise (der ist ja am Himmel nicht gerade weit weg) weitgehend eine Enttäuschung. Die Cassini-Trennung war beidseitig im Bereich der größten Elongation der Ringe recht stabil zu sehen, umlaufend tauchte sie nur hin und wieder auf und auch die Bänderung auf dem Saturn war nicht wirklich überzeugend. Vielleicht war ich auch einfach müde. Mittlerweile war es ja kurz vor 4:00 Uhr morgens und die astronomische Nacht hatte schon längst "Auf Wiedersehen" gesagt. Im Osten begann bereits die erste feine, zarte Aufhellung, die den nahenden Sonnenaufgang ankündigte.
Also packte ich zusammen und damit schließt sich die Geschichte und die Erzählung zum Anfang des Teleskoptreffens.

Was eine schöne Nacht nach den Ewigkeiten des kalten, dunklen, nassen, und bedeckten Winters und Vorfrühlings. Einfach cool und das bei 10°C.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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RE: 4. Teleskoptreffen des Forum Stellarum - von Andreas-TAL - 07.05.2016, 09:57



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