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BB am 17. und 18. April 2010
#1
8“ Dobson, ein Einsteigerteleskop?


BB vom 17. auf den 18. April 2010

Der Tag war blendend, kein Wölkchen am Himmel, Flugverbot in ganz Europe durch den Vulkanausbruch auf Island und die Staubwolke verschonte uns heute. – Ideale Bedingungen bei einer schmalen Mondsichel, die im Nordwesten gegen 24 Uhr in tiefem Rot unterging und die Beobachtung nicht störte.
„Genußspechteln“ war heute angesagt. Die Sternwarte blieb geschlossen, der 8“ f:6 Dobson sollte heute Abend mein einziges Gerät sein. Kurz vorab: es war einmalig!

Gegen 20 Uhr begann ich mit der ersten Beobachtung. Saturn natürlich, in der späten Dämmerung immer ein lohnendes Objekt. Und es hat sich gelohnt! Luftruhe ohne Ende, Saturn mit Strich anstelle des Rings, ab und an konnte man auch die Unterseite des Rings kurzfristig sehen, also keine absolute Kantenstellung mehr. Farben ohne Ende, Bänder in Pastellfarben, leicht ocker und bräunlich bis rötlich, manche auch gelblich. So hatte ich ihn selten gesehen. – Die Luft „stand“ förmlich.
Danach war erst einmal Abendessen angesagt, zu weiteren Beobachtungen war es noch zu hell.

Gegen 21 Uhr ging es dann richtig los. Der Himmel übersäht von Sternen, kein Funkeln, nein, sie standen einfach in ihren mannigfachen Farben da. Selten konnte ich Spektralfarben so deutlich erkennen, es schien eine Nacht der Nächte zu werden. Immer wieder ging ich in die Warte. Soll ich den Dicken herausholen? Es würde sich lohnen. Nein. – Heute wollte ich nur gemütlich schauen, mich entspannen, den Zeichenblock im Zimmer lassen, einfach nur sehen, beobachten, genießen.

21:30 Uhr. Der erste Ritt durch den Virgohaufen. Er war ernüchternd. Kaum eine Galaxie zu sichten und wenn, dann flau und geradeso an der Grenze des Sichtbaren.
Keine richtige Augenadaption? Himmel zu hell? – Ich weiß es nicht.
Also die ersten gut sichtbaren Galaxien angefahren. Deep Sky Reiseatlas und Telrad sind hierbei wie ein manuelles GOTO. Leo Triplett natürlich, was sonst. Aha, schon besser, alle drei gut sichtbar. Auch die zweite Galaxiengruppe im Löwen war recht gut auszumachen, wenn auch nicht so deutlich. Aber Virgo? Immernoch Fehlanzeige.

Es sollte noch zwei Stunden dauern, aber dann!
Ich weiß es nicht warum, wahrscheinlich waren meine Augen zu müde, es lagen ja auch 8 Stunden recht harte Gartenarbeit hinter mir. Umpflanzen war angesagt, und das waren keine Blümchen...
Alsi einfach planlos den Himmel abgefahren, nach schönen Doppelsternen gesucht. Physikalische und optische. Da gibt es eine Menge, ich möchte sie erst gar nicht auflisten. So verging gut eine Stunde, in der noch M3 sowie M53 an der Reihe waren. Die waren schon besser.

Jetzt noch einmal. Virgo, wäre doch gelacht.
Aha, da sind sie ja: der Markarian Claim oder die Markarian Reihe. WOW. Jetzt auf einmal waren sie da. Schöner als ich sie je gesehen habe. Man konnte die Reihe gemütlich abfahren, eine nach der anderen erschien über deutlich im Okular. Ein Gedicht, und das mit 8“. Auf 10 Galaxien bin ich gekommen, alle sauber zu sehen. Und da sagt man, der 8“ Dobson wäre ein „Einsteigergerät“. Mein Gott, hätten wir vor 25 Jahren ein solches Gerät gehabt oder hätten es uns leisten können! Ich siniere vor mich hin, was wohl heutige Einsteiger in 25 Jahren als Geräte haben werden. – Man könnte wohl neidisch werden.

Langsam den Virgohaufen abgefahren. Ich kann die Galaxien nicht mehr benennen, es müssen um die 100 gewesen sein, die ich gesehen habe. Aber ich wollte bewusst keine Aufzeichnungen machen, weder zeichnerisch noch schriftlich, ich wollte heute Abend einfach nur genießen. Und ich habe mich bewusst gezwungen, mit dem 8“ zu beobachten, wollte mal wieder wissen, wozu dieses Gerät in der Lage ist. Und ich habe verstanden: das ist kein Einsteigergerät, das ist eine Lichtsammelmaschine, die einem ein Leben lang begleiten kann.

Der Virgohaufen war abgeharkt (auch wenn er später noch einmal Ziel meiner Begierde wurde). Also rüber zu UMA. M109 und n3953 angeschaut. M109 eine Wucht. Rüber zu M108 und dem Eulennebel M97. Beide sehr deutlich, aber am Eulennebel konnte ich nur einen recht hellen Wattebausch erkennen, keine Ohren, keine Augen. Manchmal hatte ich das Gefühl, etwas zu sehen, war aber mehr Einbildung statt sehen. Interessant dabei: im 0-III Filter war M97 schlechter als im UHC. Liegt wohl daran, dass der 0-III hier zu dunkel ist.

Dann rüber zu M51. – Nicht schlecht. Ich kann verstehen, wenn manche Beobachter die Brücke zu sehen glauben, auch im 8“ Teleskop. Ich konnte es nicht. Aber ich weiß, wie es aussehen müsste und daher dachte ich erst auch, sie zu sehen. Aber bei noch näherem Hinsehen merkt man doch, dass hier der Glaube der Wunsch des Gedankens ist. Trotzdem, im 8“ sieht man bei indirektem Sehen durchaus zumindest die Spiralstruktur und einige (wenige) Details in der Galaxie ansich.

Weiter zu M81/82, das muß so sein...
Gut, mir hat es nicht nur die Sprache verschlagen (war eh keiner dabei, mit dem ich reden konnte), mir ist die Kinnlade runtergefallen. So hatte ich sie noch nicht einmal im Ulugh Beg gesehen! Und der hat immerhin 14“. M81 als Spirale, herausstechend aus dem rabenschwarzen Himmelshintergrund, schwache Andeutungen von Knoten waren zu sehen. M82 als eine zerrissene Galaxie, die Dunkelbänder deutlich, der Abriß in der Mitte schräg deutlich zu sehen, Knoten, Verdickungen, Staubband, alles war da (13mm, 8mm und 6mm Ethos). Ich habe die ganze Palette meiner Okulare eingesetzt, der Anblick war immer überwältigend. 31mm Nagler: rabenschwarzer Grund, grellhelle Galaxien, 17mm Ethos: dito, nur näher dran, der schönste Anblich an sich. 13mm Ethos: beide Galaxien gerade noch im selben Bildfeld, wenn auch beide jeweils am Rand, herrlich einzeln, gemeinsam nicht mehr so schön, da zu anstrengend. 8 und 6mm für die einzelnen Komponenten ideal. 4,7mm Meade UWA (Serie 4000) excellent, sehr viele Details in M82 sichtbar, fast wie auf Fotos.

Gut Leute, ich will es abkürzen, ich denke, heute kommen eine Menge Berichte rein, da die Nacht in gesamt Deutschland wohl einzigartig war.

Den Schluß bildeten M57 (Ringnebel), M13 und M92 (Kugelsternhaufen im Herkules). Objekte, auf die ich mich jedes Jahr aufs neue freue.

Mein Fazit:
Der 8“ f:6 Dobson ist ein Gerät, das man, auch wenn man größeres besitzt, nicht einfach in der Ecke stehen lassen sollte. Das Beobachten ist weitaus komfortabler als mit einem großen Dobson. Man beobachtet gemütlich im Sitzen, hat seine Okulare auf einem Hocker neben sich griffbereit stehen, den Atlas auf einem zweiten Hocker und daneben die obligate Weinflasche samt Glas (ohne die geht`s nun mal nicht...).

Ich bin mal wieder begeistert von einem Gerät, das man (fälschlicherweise?) als Einsteigergerät bezeichnet und über das wir zu früheren Zeiten sehr stolz gewesen wären, hätten wir uns so etwas leisten können. Sein Potential reicht für mindestens 10-15 Jahre und bereitet einem immer wieder Freude. Ich möchte ihn nie missen.

Liebe Grüße,
Winfried

....sehr müde, es war am Ende 4 Uhr morgens....
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Hallo Winfried,

klasse, ich freu mich für dich und deinen, wenn auch einsamen Abend...
da hätt ich um 2:00 Uhr ja direkt nochmal bei dir vorbei schauen könnenWink
... ja es war wieder einmalig!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Winfried und Uwe,

ihr habt beide einen super abend gehabt und auch tolle Berichte geschrieben. Es stimmt ihr wart beide nicht alleine draußen, auch ich bin mit einem Kumpel unterwegs gewessen. Auf dem Land ausserhalb der Ortschaft, das im Tal liegt.

Um 21 uhr begann unsere Nacht, mit tollen Sternenklaren Himmel, keine Wolke, keine Flugzeuge eine tolle Nacht mit Super Seeing. Mond war unser erstes Ziel mit den Geräten Bresser 114/900 und meinem Skywatcher 150/1200, wow lauter Krater die Sich im Okular super zeigten, scharfe Konturen. Venus begleitete den Mond genauso wie M45 Plejaden. Um 21.30 ging ich nun auf Galaxien jagt. M81/82 wie Winfried beschrieb zeigten sie sich sehr Kontrastreich, einzene Spiralarme konnte man bei intiregten sehen erkennen, wahrscheinlich nicht so deutlich wie bei einem 8" aber erkennbar.

Weitere Galaxien waren M101, M94 zum ersten mal. Die Galaxie zeigte sich recht dunkel, hebte sich nicht stark vom hintergrund ab, da musste ich mich recht anstrengen um den zentralen teil zu erkennen. Frage meinem Kumpel, "siehst du die Galaxie", er "ja". Toll Cool somit war ich sicher, wir konnten die Galaxie erkennen.
Mit der manuellen suche, dauert es ein wenig bis man was findet, so verging die Zeit auf 22 uhr. Und dachte mir M3 wäre auch mal interessant, suchte nun beim Sternbild Rinderhirte und Jagdhunde. Da ist er, zeigte sich recht klein im 32mm Okular, da wechselte ich auf den 15mm Okular. Wow, toll, wie groß er nun wurden, ein genuss, auch im Bresser war der Sternhaufen schön anzusehen.
Orion verschwindet am Horizont auch der Mond geht bald unter, so zielte ich noch auf M57 dem Ringnebel in der Leier, das erste mal in diesem Jahr konnte ich ihn erspähnen, schön zeigte er sich im 15mm Okular. Aber Kontrastreich wird er noch, wen das ganze Sternbild höher steht.

Um 23 Uhr endet unsere tolle Spechtelnacht, mit 4 großen Sternschnuppen die wir gezählt hatten.
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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#4
Hallo Karsten,

nur weiter dran bleiben! Galaxien sind in kleinen Geräten wirklich nicht einfach. W.K. hatte ein 8 x 24 Fernglas dabei. Ich habe es zwischendurch mal auf M 51 und M 94 gehalten. Da sieht man natürlich nur "Wattebäuschchen". Interessanter sind schon Kugelsternhaufen wie M 13 und M 92.

Toll fand ich Mars über der Krippe, eine schöne Konstellation, die prädistiniert für Ferngläser ist, da man ein riesiges Gesichtsfeld benötigt.

Sternschnuppen kamen bei uns auch einige herunter. Und das obwohl man die meiste Zeit ja am Okular hängt.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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