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Geschichten rund um "Flying Ghost"...
#1
BB vom 13.10.2018

Hallo,

gemeinsam mit Bernhard machte ich den "Hochsommeroktober"-Himmel ab ca. 21.00 Uhr unsicher. Am Nachmittag stieg bei uns das Thermometer unter stahlblauem Firmament und endlosem Sonnenschein locker über die 25°C. Die Luft blieb bis zum Beobachtungsende wunderbar trocken. Dabei hatten wir sehr gute Luftruhe und angenehme 12°C gegen 2.00 Uhr früh.
Im Gepäck hatte ich meinen 10" ACF dabei, den ich neben seinen 18"er Gitterrohrdobson auf der Terrasse aufbaute.

Heute wollten wir neben den galaxienreichen Regionen rund um Pegasus bis tief in südliche Regionen vordringen und wir wurden nicht enttäuscht. Dazwischen durften auch helle "Knaller" nicht fehlen.

Gestartet wurde mit M31, an der wir trotz noch tieferem Stand sofort die zwei Staubbänder herausarbeiteten. NGC 206, die Sternentstehungsregion in unserer Nachbargalaxie schimmerte vor dem etwas grieseligen Himmelshintergrund. Um dieses Gebiet von M31 anzusehen muss man ein ordentliches Stück vom hellen Zentrum ausweichen und die Dimensionen der riesigen Sterninsel werden einem bewusst.
"Was ist denn das", erschraken wir, als gegen 21.15 Uhr im Augenwinkel etwas gleißend hell am Himmel doppelt aufblitzte. Wir waren beide gerade am Okular, so dass wir nicht ausmachen konnten, was den Lichtblitz ausgelöst hatte. Vielleicht ist ein Bolide "zerplatzt"?

Folgende OH gönnten wir uns am Großgerät zum Aufwärmen: NGC 288, NGC 6885 und 6940

Über die helle NGC 7814, nahe des linken, unteren Kastensterns des Pegasus steuerten wir den Helix-Nebel im Aquarius an. Dieser riesige PN auch "Auge Gottes" genannt, eröffnete den Anblick auf feine Sternchen innerhalb seiner ovalen Nebelstruktur.

Das nächste Objekt war der "Skull-Nebel". NGC 246 ist ebenfalls ein PN. Während er in meinem 10"er eher als "gemoddeldes", nebliges Etwas erschien, konnten wir im Lichteimer wunderbar die dunkleren Flecken erkennen. Die drei Sterne, die noch innerhalb der "Gasblase" liegen, waren wunderbar klar.

Noch tiefer hinab ging es dann zur gigantischen Sculptor-Galaxie. NGC 253 hatte ich schon vor ein paar Jahren zeichnerisch festgehalten. Dazu fuhr ich extra auf die Anhöhe hinter den Ort. In Bernhards Großgerät tut man da sich auch bei unter 5° Höhe leicht. Wir verweilten an der leicht strukturierten Sterninsel, um die Ausrichtung und die Ausdehnung anhand von umliegenden Vordergrundsternen festzumachen. Die Vorstellung, dieses "Brett" im Zenit sehen zu können, war natürlich sofort in unseren Köpfen. Innerhalb des Nebels wurden dunklere Staubregionen und helle, aktive Bereiche sichtbar. Einfach Gigantisch! Daumen hoch

Etwas höher liegt NGC 247. Diese Galaxie erschien nur hauchzart. Wie ein feiner Schleier lag sie unweit der Sculptor-Galaxie - sie blieb etwas hinter unseren Erwartungen zurück und wir erklommen langsam wieder höhere Regionen im Sternbild Fische.

Als herbstliches Pendant zu Makarians-Galaxienkette könnte man die Galaxienreihe um NGC 383 bezeichnen. Wunderhübsch sind 7 Galaxien von NGC 379/308 über NGC 382/383, NGC 385, NGC 386 bis NGC 388 aufgereiht.
Hier kam dann der Öffnungsunterschied brachial zum Vorschein. Während man am Dobson geradezu die leuchtenden Sterninseln aufsammeln konnte, musste ich mich im 31er Nagler doch etwas konzentrieren. Schließlich waren aber auch bei mir alle Mitglieder erkannt und identifiziert.

Interessant war NGC 520 - auch "Flying Ghost" oder "Chromosomengalaxie" genannt. Sie ist irregulär, kantig und hat eine sehr spezielle, aufgeteilte Form. An einem Ende hat sie ein auslaufenden Filament, das wir im 18"er gut erkennen konnten. Innerhalb des Lichtflecks war eine Dunklere Stelle, die ähnlich wie ein Staubband wirkte und die Galaxie "teilte" bzw. sie geteilt erschienen ließ. Sensationell, was es alles gibt!

... wie wir dann zu einem Abstecher zu M27 und zum Cirrus-Komplex kamen weiß ich nicht mehr. Bernhard wollte aber auf alle Fälle seinen OIII-Filter ausprobieren. Ziel war auch das Nebelgebiet zwischen den beiden bekannten Teilen. Mit den Filamenten und den Nebelfetzen setzte sich Bernhard mit einer extra ausgedruckten Karte auseinander. Bei der Hexenhand und am Sturmvogel blieb mir die Spucke weg. Cool  Das wäre eine Wochenbeschäftigung in Sachen Astrozeichnung.

Apropos Zeichnung! Da hatte ich mir doch zuletzt die Galaxien NGC 128 und 125 notiert. Während Bernhard mit dem 18"er weiter am Cirrusnebel arbeitete, nahm ich mir mein Zeichenbrettchen zur Hand und legte an meinem ACF los.
Hübsch ist hier die Lage der beiden Galaxien zueinander. Die beiden hellen Sternchen neben NGC 125 runden das ästhetische Bild ab. So hatte schließlich ich auch für diesen Abend eine kleine Erinnerung bzw. eine Dokumentation für mein Logbuch. Deep-Sky-Zeichnungen sind immer wieder eine Herausforderung. Man möchte das Maximum an Photonen aufs Papier bringen und dennoch nichts dazu "erfinden". Stetige Prüfung des Gesehenen ist absolut wichtig!
Die schwache, dritte Galaxie im Bunde (NGC 126) war mit 15,4 mag für meinen 10"er nicht erreichbar. Bernhard war zwischendurch noch am PN 6826

   

Weiter ging es für mich mit der Gruppe um NGC 467/470/474.

Bernhard stellte dagegen den Galaxienhaufen um NGC 507 ein. Hier wimmelte es wieder einmal... Rolleyes  Fizzzelllchen... Tongue

So, nachdem wir auch kurz den Mars als Augenwäsche benutzt hatten (die helle Polkappe und dunklere Gegenden waren schön an der Phase zeigenden Planetenscheibe zu erkennen), wollten wir noch einmal an den Quasar: Andromedas Parachute. Bernhard hatte das Ziel den Quasar deutlicher aufzulösen, um die Teilung zu erkennen.
Mein Focus lag darauf, den Quasar im 10" überhaupt dingfest machen zu können.
Mit den Koordinaten war der helle "Nachbarstern" mit der FS2 schnell eingestellt und "zappelte" im Okular. Nun arbeitete ich mich mit dem Zoom-Oku bis auf 8mm (ca. 300fache Vergrößerung vor). Es war nichts zu erkennen. Minutenlang rollte ich die Augen und bewegte mit der Steuerung das Feld. Es half nichts. Die Luftruhe war nun der entscheidende Faktor und die Vergrößerung reichte noch nicht aus. Die Sternpünktchen blähten sich schon leicht auf, aber ich wollte unbedingt dran bleiben, stand das Objekt doch in idealer Höhe über uns.

Mit dem 6mm Ortho (eigentlich ein Planetenokular), in das man sich erstmal einsehen muss war ich erfolgreich!! Immer wieder tauchte neben dem Sternchen der verwaschene Quasar als nebliges Pünktchen auf. Auch ein weiterer schwacher Feldstern, der die Identifikation erleichterte blitzte auf. Das Ganze Unterfangen war wirklich nur durch die Nachführung möglich. Ich war hin und weg. Daumen hoch

Die hätte Bernhard am Dobson auch geholfen. Als er vom 10er auf das 3er Oku wechselte war es kaum noch möglich bei 700fach ordentlich hinterherzuführen und das Sternchen neben dem Quasar im Blickfeld zu halten. Wie im Flug verging die Zeit und als ich auf die Uhr sah erschrak ich beinahe. Es war schon kurz vor 2.00 Uhr. Die Plejaden leuchteten hoch im Osten und darunter stand der Orion. Das Schwert leuchtete hinter den Bäumen hindurch...
Die Milchstraße spannte sich immer noch majestätisch über den gesamten Himmel... Sleepy

5 Stunden intensive Beobachtung lagen hinter uns! Was für eine klasse Nacht. Wir waren sehr zufrieden und verräumten unsere Astrooptiken. Ein großes Dankeschön sei hier noch einmal Bernhard für die Einladung gesagt!!!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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Geschichten rund um "Flying Ghost"... - von Uwe - 14.10.2018, 10:20



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