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M 74
#1
Hallo Ihr Nachtschwärmer,
hier mein Ergebnis der gar nicht so klaren Nächte, die vor Allem wegen des schlechten Seeing beeinträchtigt waren.
In fünf Nachten, von denen nur drei Nächte verwendbare Daten hervorbrachten mit Seeingwerten von 2" bis 3", waren es in Summe 2hLumminanz und jeweils 1Stunde RGB. Bei der Lumminanz hatte ich zuerst 1x1 bin gewählt, dann aufgrund des Seeings auf 2x2bin reduziert. RGB ist ebenfalls mit 2x2bin aufgenommen. Optik der 16" ACF mit Reducer.

Das Bild wurde nur mit CCD Stack2 bearbeitet, also noch keine Gradienten entfernt und keine Maßnahmen gegen Rauschen angewendet. In PS kann dann der Kontrast der Dunkelwolken in den hellen Armen angehoben und das Bild nochmals geschärft werden. Bei PS bin ich "Stift" im ersten Lehrjahr und das Endergebnis wird auf sich warten lassen.

Genug geschwätzt, hier das Bild der fast perfekten Spirale und eines der schwächsten Messier Objekte:

   

Clear Sky
Ralf
www.astro-theke.de
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#2
Hallo Ralf,

M 74 als eher seltenes Objekt zeigt sich auf deinem Foto wirklich schön kontrastreich. Da muss man schon nach passenden,vergleichbaren Bildern suchen.

Dass die letzten Abende zwar klar, jedoch von der Luftruhe her absolut nicht das Optimum darstellten, haben wir alle bemerkt.

Ich habe sogar am Mittwoch auf eine Beobachtungsnacht verzichtet, da visuell das Seeing noch stärker durchschlägt.

Um so überraschender ist dein Ergebnis!! Mit vollem Einsatz viel erreicht, kann ich hier nur unterstreichen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Ralf!
Wieder mal eine klasse Aufnahme! Die Spirale kommt sagenhaft raus und die Differenzierung der Farbe ist einfach super. Da ist kein verrauschtes RGB dahinter auf dem irgendwas drauf ist (wie ich das bei mir oft erlebe, siehe IC 342). Was mich fast schon beruhigt, dass Du auch einen Gradienten auf Deinem Bild hast. Ich glaube, aus dem Bild ist noch einiges zu holen.
Was mich interessiert: wieviele Stunden hast Du belichtet? 3x2 L und 3x1 RGB? oder insgesamt "nur" drei Stunden an Belichtung, die verwertbar waren?
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#4
Hallo zusammen und danke für die Rückmeldungen.
@ Uwe
Ist mir auch aufgefallen dass im Netz nur ein Superbild von capella zu finden ist, eines von Adam Block am 50cm RC das mir nicht so gut gefällt.
Ansonsten viele Hubble und Gemini Bilder, kaum gute Farbbilder von Amateuren.

@ Stefan
Die M 74 zähle ich auch zu pretty pictures, jedenfalls zu pictures. Am "Pretty" übe ich noch.Big Grin

@ Christoph
Ich habe genau nachgesehen.
Es sind 7x10min in 1x1 und 6x10min in 2x2 zusammengenommen für das L-Bild.
RGB haben jeweils 14x5min, also über Alles sind es 340min oder 5h 40min.

Die Vielzahl der Farb-Bilder erlaubt mit CCDstack über Poisen Sigma reject eine gute Entfernung von Artefakten, allerdings werden dabei auch die Kleinplaneten abgezogen, die auf den Rohbildern reichlich vorhanden sind.

Die Gradienten sind stärker als "normal" ausgefallen, weil die Belichtungen in etwa 20° Höhe begonnen haben.
Hier hat sich viel Eigenleben der Optik/ Mechanik gezeigt. Eigentlich sollte nicht unter 45° Höhe belichtet werden, ab da ist Alles deutlich einfacher und besser.
Das Bild hat sicher noch Potential in der Bearbeitung. Anderseits waren die 2x2Lumminanzen von schlechter Qualität. Ich hoffe im Dezember in großer Höhe nachlegen zu können, damit eine bessere Voraussetzung für die PS-Bearbeitung geschaffen wird.
Dein (schöner) IC 342 ist ähnlich dunkel wie M74, allerdings ist der IC tatsächlich braun, während M74 eher farbenfroh daherkommt.
Ich habe gelesen, dass M74 bis in die 50er Jahre als Kugelsternhaufen galt, weil visuell nur das Zentrum zu sehen. Für die schwachen Ausläufer, die weit hinausreichen brauche ich noch viele Stunden Belichtungszeit und gutes Seeing für eine brauchbare Widergabe.

Verrauschte GrüßeWink
Ralf
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#5
Hallo Ralf,

ich kann mich nicht daran erinnern schon mal ein Bild von dieser Gx gesehen zu haben. Tolle Arbeit, vor allem die lange Belichtungszeit und der Aufwand der damit verbunden ist darf nicht vergessen werden (nachfokussieren usw.).

Man merkt das die Fotosaison langsam anfängt =O)

Für Vergleichsaufnahmen von Amateuren schaue ich immer auf die Seite von Robert Gendler. Da gibt es kaum was, was er nicht fotografiert hat. Bearbeitete Aufnahmen vom Hubbel sind auch dabei.
Einen M74 habe ich auch gefunden, dieser hat aber stolze 26Std. Belichtungszeit durch einen 20“ RC mit einer ST11k.

Guggst du hier:
http://www.robgendlerastropics.com/


„Bei PS bin ich "Stift" im ersten Lehrjahr und das Endergebnis wird auf sich warten lassen.“
Als ich das erste mal mit PS gearbeitet habe wirkte das Tool sehr erdrückend. Die Möglichkeiten sind aber nahezu unerreicht. Ich würde nicht mehr darauf verzichten wollen. Auf jeden Fall eine Anschaffung die sich rentiert. Im Internet gibt es hier zahlreiche Anleitungen für die unterschiedlichsten Methoden. Hier braucht man halt die Zeit und den Willen sich da durchzuarbeiten. Hier kann man einiges lernen.


Grüsse
Christian
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#6
Hallo Ralf, Christian und Co!
Pretty Pictures... ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu grundsätzlich, aber mir kamen einige Gedanken dazu:
Das erste, was wohl die meisten von uns zum Fotografieren bewegt, sind die schönen Bilder, die nach Stunden Belichtungs- und Bearbeitungszeit heraus kommen. Es ist schon Wahnsinn, was da möglich wurde durch die Digitaltechnik!
Jenseits davon erzählen aber die Bilder viel mehr. ZB. von unserer Atmosphäre. Wenn Du, Ralf die M74 nur 20° über dem Horizont aufnimmst, dann ist nicht nur das Seeing ein Problem für die Auflösung sondern auch der höhenabhängige Brechungsindex unserer Atmosphäre. Bei meinen Jupiterbildern kamen da schnell mal 2" zwischen Rot und Blau zusammen, wenn ich ihn nicht um die Kulmination aufnahm.
Über die Farbe von IC 342 hast Du richtig geschrieben: "braun". Warum ist sie braun, oder besser rötlich? - weil die Galaxie in der galaktischen Ebene steht und vom Staub in unserer Milchstraße gerötet wird. Die blauen Anteile werden verschluckt. Und mit den blauen Anteilen auch ein Großteil des Lichtes dieser Gx: sie wäre außerhalb der galaktischen Ebene 10 mal heller, also ähnlich hell wie M33, nur dass sie in dreifacher Entfernung steht.
Was M74 und IC 342 gemein haben sind die roten H-Regionen, in denen Sternentstehung stattfindet. Sie verbinden sich auch mit den "schönen" Spiralarmen, die aber bei beiden Gxen verbogen sind. Frage für mich: gibt es in der Nähe Galaxien, mit denen es eine Begegnung gab? Bei IC 342 steht so eine kleine elliptische Galaxie ganz in der Nähe, gibt es auch so etwas bei M74? Das Bild kann also viel von der Geschichte einer Gx und ihrer Entwicklung erzählen.
Und noch ein letzter Gedanke zur Bildverarbeitung: die "Poisen Sigma" Methode, die auch ähnlich in Regim enthalten ist (ein Java-Programm) und sehr gut schwache Details herausbringt, mittelt leider auch potentielle Kleinplaneten raus. Schade. Aber mit einem Stack mit der Durchschnittsmethode, die die Gx zwar schlechter aussehen läßt, bleiben die Asteroiden auf dem Bild. Eine Differenzbildung mit einem Bild, das mit Sigma-Stack gewonnen wurde, läßt dann die Kleinplaneten hervortreten. Man könnte so einfacher auf Kleinplanetenjagd gehen...
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#7
Guten Morgen Zusammen,
interessante Gedanken zu Bild und Technik.
@Christian
Ich kenne die Arbeitsweise mit PS und habe schon einige Stunden mit Wolfgang Kloehr und anderen Bildbearbeitern zusammengesessen.
Hier sind ja schon einige gute Endergebnisse herausgekommen, die in der Galerie www.astro-theke.de zu sehen sind.
Im Grunde ist das Summenbild die Hälfte der Arbeit, die andere Hälfte die Bildbearbeitung.
Für gute Endresultate braucht es aber gute Rohbilder. Gerade bei der Endbearbeitung in Photoshop werden dann die Fehler bei der Gewinnung offenbar, die nicht mehr auszugleichen gehen. Z.B. auch die Qualität der RGB Farbbilder ist wichtiger als Viele glauben, auch wenn eigentlich nur die Farbe ins Endbild(LRGB) eingebracht werden soll ist es in der Praxis offenbar komplexer.
Was mir und anderen Mitfotografen derzeit völlig abgeht ist "Zeit".Sad

@ Christian
Für morphologische Fragen zu Galaxien habe ich einen guten Draht zu Dr.Michael König, der ehemals Berufsastronom war und in dem Bereich geforscht hat. Ich kann mal nachfragen.... Die M74 wird als nahezu perfekte Spirale vom Hubble Team bezeichnet; ich weiß nicht ob hier größere Störungen mitspielen.

In Namibia hatte ich einige Objekte die stark vom gallaktischen Staub beeinträchtigt waren ( z.B. Tarantellnebel), allerdings habe ich gedanklich den Bogen nicht zu IC342 schlagen können, aber klar - das muss so sein - Danke Smile
Die Aufnahmen begannen in ca. 20° Höhe, wo bereits die Spitzen der Fichten ins Bild zu geraten drohen, aber da ich immer im Osten beginne gewinne ich ständig an Höhe. Bei Aufnahmen über mehrere Nächte verliere ich schon mal die ersten 20min bis das Bild wieder genau an dem Ort ist wo zuvor abgebrochen wurde.
Die auftretenden Bildfehler von der Atmosphäre wie Seeing, Refraktion und Absorbtion mischen sich mit nicht reproduzierbaren Fehlern wie Bildfeldkippung, Fokuswanderung oder ungleichmäßige Sternabbildung und Bildschärfe.
In der einen Nacht waren die L,B und R-Bilder hochwertig, nur alle Grünbilder zeigten Verzug. In einer anderen Nacht waren es L-Bilder die nicht gut aussahenHuh
Viele Komponenten, viele Fehlermöglichkeit die ich nicht eindeutig zuordnen kann. Bei gutem Seeing und höherstehendem Objekt werden neben den atmosphärischen Verbesserungen die Bildfehler klein genug, dass Sie kaum noch auffallen.
Bei den Bedingungen hätte ich besser mit kürzerer Brennweite und anderem Zielobjekt arbeiten sollen, bin aber mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden.
Ich kann ja jederzeit L-Bilder nachlegen.

Da fällt mir noch Wolfgang Kloehr Arbeitsweise ein, der Objekte über Jahr(e )hinweg teilbelichtet und dann mit Abstand von einem Jahr Summenbilder wie den Bubble oder M 51 mit sehr langen Belichtungszeiten summiert.

Wolfgang hat ein Programm geschrieben und scannt Himmelsgebiete ab und vergleicht automatisch mit älteren Aufnahmen. Supernovae Suche.
Rohbilder werden bei Ihm auf Kleinplaneten untersucht; Stichwort Verwendung der Programme Aldadin und Simbad via Internet.

Clear Sky
Ralf
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#8
hallo Ralf,
wieder mal eine wunderbare Aufnahme, die auch von der Bearbeitung aller erste Sahne ist.
Vor allem fällt mir die Natürlichkeit deiner Sterne auf,
die bei vielen anderen Astrofotografen viel zu arg bearbeitet ist, und somit gekünstelt auffallen...
(Die Natürlichkeit fällt besonders bei dem Doppelstern auf 10Uhr auf)

Tolle Mischung zwischen Bildrauschen und Schärfe...
Grüße: Thilo

AstroBin-Thilo
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#9
Guten Abend,
Danke Thilo für das Lob.Cool Die Bearbeitung ist noch nicht wirklich fertig, aber ich warte auf bessere und zahlreichere L-Daten, bevor goße Mühe investiert wird.

Ich möchte das Thema M74 nicht überstrapazieren, aber Christoph hat etwas Astrophysik in die Diskussion eingebracht und ich versprach Dr. Michael König um Rat zu fragen. Hier seine Antwort zu M74, die ich hier einstelle.
Vielen Dank an dieser Stelle an Michael, so wissen wir jetzt wieder etwas mehr zu M 74. Die Verbindung von Pretty Pictures mit etwas Hintergrund finde ich gut.

"...........
Christophs Erklärung passt - Eigentlich ist eine Gx als Beleuchtungsintegral der Milliarden Sterne in Summa „weiß“ und dann passiert das Gleiche wie bei jedem Sonnenuntergang, es findet eine besonders starke Herausstreuung des blauen Anteils (Wirkungsquerschnitt ist reziprok zur 4. Potenz der Wellenlänge!) in der optischen Wellenlänge statt, alles erscheint rötlicher.

Was bei M 74 auftritt ist eine eigentümliche geringe Kernleuchtkraft und eine kleine Kernregion, obwohl die Spiralarme normal aufgebaut sind, für einen SA Typ ist sie mit ca. 30kpc etwas zu groß. Die Strukturen sind typisch  für einen SAc Aufbau, auch die Sternentstehungsregionen in denen der Röntgensatellit XMM viele Einzelquellen nachweisen konnte. Dazu passt sehr gut dass die hellsten Bereiche erwartungsgemäß in den Innenrändern der Spiralarme liegen. Der Antrieb der Sternentstehung sind hier Dichtewellen, die man hier auch in der Theorie eingehend studiert hat - einen äußeren Wechselwirkungspartner gibt es nicht. ...................."

clear Sky
Ralf
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