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1. Deutsches TAL-250K Treffen
#1
So, das Treffen ist Geschichte … und war wirklich sehr schön.

Nachdem noch niemand was zu den TAL-250K geschrieben hat (Ralf fährt durch die Republik, Hans ist hier nicht angemeldet) mache ich mal den steinbruchartigen Anfang und bitte um ganz andere Sichtweisen, Ergänzungen und Korrektur.

Der Text ist ganz schön lang geworden und hat eine Menge Zeit gefressen, aber ein solches Treffen und einen solchen Vergleich hat es ja meines Wissens in Deutschland noch nicht gegeben und ich finde so ein Ereignis hat dann auch etwas Dokumentation verdient.

Aber zunächst erst einmal Danke an Ralf für die Einladung und das zur Verfügungstellen seiner Terrasse. Drei TAL-250K nebeneinander waren schon ein imposanter Anblick. Ich war der Mann ohne Foto, aber es gibt sicher das ein oder andere präsentable Bild.

Als Hans und ich ankamen stand Ralfs TAL-250K bereits aufgebaut bereit und wir beeilten uns in der Abenddämmerung gleich zu ziehen. Schließlich brauchen die offenen TAL-250K zwar eine geringere, aber trotzdem notwendige, Auskühlzeit. Wobei von „kühl“ glücklicherweise kaum die Rede sein konnte – ich genieße die angenehm temperierten Abende und Nächte im Frühsommer, bei denen ich mir nicht die Finger und Zehen erfriere. Ist einem TAL-250K Nutzer in Russland übrigens tatsächlich passiert, als ein TAL-250K Testlauf in der Nacht (gut, da waren es auch -44 Grad) auf dieser Art und Weise endete – brrr...

Bei uns waren es moderate 14 Grad (PLUS Smile ) und nach dem Aufbauen waren schnell Mars, dann Arkturus, Wega, Saturn zu sehen. Hans kämpfte in der Zwischenzeit mit seiner stabilen Eigenbaumontierung – genauer gesagt deren Steuerung – die zwar siderisch, aber rückwärts lief und das Umstellen auf „Vorwärtslauf“ irgendwie nicht einzugeben war. Nachdem man per Tastaturbefehl in dieses Menü einfach nicht reinkam, hatte irgendwer nach 20 Minuten (Angst)Schweiß die rettende Idee, das einfach mal im Tastenfeld die + oder – Taste zu drücken: Und siehe das war es! Ufff…

Mittlerweile waren genug Alignement Sterne sichtbar und meine NEQ6 zeigte, dass sie das auch DAS konnte: Sich nämlich in 5 Minuten problemlos auszurichten. In meiner letzten Nacht stand vor der 5 noch eine 4 weil die Montierung, warum auch immer, einfach nur Zicken machte.

Mars war unser erstes Ziel und sehr bald merkten wir, dass die Teleskope durchweg noch am Auskühlen waren (45 min sind doch etwas knapp). Nach rund 60 Minuten stabilisierte sich aber das Bild, und die ersten hell-dunkel Gebiete waren auf dem Planetenscheibchen sichtbar: Wahrscheinlich Syrtis major mit dem helleren Arabia Terra davor. Im Laufe der Zeit kam auch noch die marsianische Polkappe dazu und wie so oft bläulich-weiße Wolkensäume am Rand des Planeten in der Nähe von Syrtis major.

Ralfs TAL-250K hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein gutes Stück mehr mit der Temperaturanpassung zu kämpfen („sein“ Mars war zunächst ein gutes Stück unschärfer), weil die untergehende Abendsonne im Westen den für eine Jupiterbeobachtung bereitgestellten Tubus und Spiegel doch mehr anwärmte als unsere beiden TAL-250K, die nur aus dem Auto kamen.

Der nächste Schwenk ging Richtung Saturn, der mittlerweile eine akzeptable Höhe über dem Horizont erreicht hatte. Erstaunlicherweise zeigte sich Saturn deutlich kontrastreicher und schärfer, als das Marsbild dies vermuten ließ. Erneut (in Vergleich zu meiner Montag-Beobachtung siehe hier: http://forum-stellarum.de/showthread.php?tid=4063) war die Cassini-Trennung problemlos scharf abgebildet und über dem Ringsystem sah man gut zwei Wolkenbänder, ein breites helles und ein schmaleres dunkleres. Die möglichen Vergrößerungen schwankten so zwischen zwischen 266x und 170x. Auch hier mühten wir uns Unterschiede zwischen den Teleskopen zu erkennen. Ralfs TAL-250K hatte noch immer etwas mit der HS-Temperatur zu kämpfen, aber die anderen beiden TAL-250K zeigten eigentlich einen weitgehend identischen Saturn.

Die Unterschiede die wir festmachen konnten, waren wohl Okular oder thermikbedingt. So empfand Hans zum Beispiel das 13mm Hyperion-Okular auf der Achse einen Tick schlechter als das 13mm LVW.

Ein feines Detail am Rande: Das Ringsystem ist gerade so weit geöffnet, dass die Planetenscheibe von Saturn minimal über das Ringsystem hinausragt und die symmetrische Kante der Ellipse hauchdünn durch den Kreis (der Planetenscheibe) gebrochen wird. Ein interessantes Bild.

Leider zogen zu diesem Zeitpunkt ein paar deutliche Zirren über den Himmel. So verbrachten wir die nächste Zeit vor allem damit zwischen Mars und Saturn zu pendeln, eben da wo der Himmel wieder etwas besser schien.

So „just for fun“ schwenkte ich einmal kurz auf M104 (Sombreo Galaxie), die aber eine Enttäuschung war. Das Staubband war zwar sichtbar, aber im Vergleich zum Montag vorher, blieb die ganze Galaxie ein recht schwaches Fleckchen. Auch die „Nadelgalaxie“ (NGC 4565) war enttäuschend. Anscheinend waren mittlerweile viele dünne Schleierwolken am Himmel, die die Transparenz deutlich minderten.

So schwenkte ich auf M13 in der Hoffnung, dass dieser helle Kugelsternhaufen in seiner Abbildung nicht ganz so stark gemindert wird im Vergleich zu den nebelartigen Objekten. An einen Teleskopvergleich war in diesem Moment sowie so nicht zu denken, weil die Bedingungen sehr schwankten, so dass nie klar sein würde was jetzt gerade die Abbildung signifikant beeinflusst (Wolke, Seeing, Okular …). Nächster KS war dann der von Hans vorgeschlagene M4, aber vor allem deswegen, weil dieses Objekt im Skorpion wirklich gerade so über den Horizont ragte (rund 10 Grad). Erstaunlicherweise bot er dennoch einen sehr passablen Anblick im Teleskop.

Als der Himmel immer weiter zuzog, fürchteten wir schon das Ende der Beobachtungen und des Vergleichens. In der Folge wechselten dann Wolken mit klaren Phasen, so dass immer wieder ausreichende Lücken am Himmel waren, die eine vergleichende Beobachtung, jetzt wieder an Saturn, zuließen.

Die ganze Sache nahm nun Fahrt auf. Wir wechselten bei möglichst gleicher Okularbrennweite im Minutentakt das Teleskop und tauschten immer wieder auch Okulare zwischen den Teleskopen aus um deren Einfluss besser abschätzen zu können. Aber im Kontrastverhalten und der Helligkeit erkannten wir auch bei größter Mühe kaum (keine?) Unterschiede zwischen den Teleskopen. Nach langem „Ringelreihen“ Smile erschein uns Ralfs TAL-250K einen Tick kontrastreicher zu sein als das meinige und das TAL-250K von Hans ein etwas weicheres Bild zu haben.

Dann schwenkten wir auf die Epsilon Lyrae Sterne um bei Übervergrößerung (4,5 – 3,5mm / 473x bis 608x) die Sternabbildung im Fokus zu beurteilen. Mittlerweile war das Seeing so, dass sich tatsächlich so etwas wie Beugungsscheibchen (die zwar „tanzten“, aber doch eine Struktur hatten) beobachten ließen. Die Bedingungen waren nicht so, dass bei so hohen Vergrößerungen das Abbild wirklich ruhig stand. Natürlich verschiebt die Obstruktion einen Teil der Lichtenergie in die Beugungsringe, aber auch hier war eigentlich kaum ein Unterschied erkennbar. Mein und Ralfs TAL-250K zeigten sehr ähnliche Beugungsmuster (Kern, erster deutlich sichtbarer Ring, zweiter schwacher Ring, immer wieder tanzend, verformt oder teilweise verschwindend). Auch dass bei meinem TAL der helle Beugungsring typischerweise jeweils in Drittel segmentiert waren, zeigt den mir schon bekannten minimalen Astigmatismus des Typs „Trefoil“ (Kleeblatt), was glaube ich in der Wellenfrontanalyse mit dem 9. und 10. Zernike Polynom beschrieben wird. Ralfs TAL-250K zeigte dieselben Strukturen, wobei ich nicht weiß ob die auch darauf zurückgehen könnten, oder ob es dafür andere Gründe gibt (vielleicht spielen da die „Curved Spider“ eine gewisse Rolle).

Was für mich persönlich sehr positiv war, dass bei meinem TAL-250K bei dieser Vergrößerung (ich nutzte das 3,5mm LVW) an Epsilon Lyrae kein Farbfehler zu sehen war. Das zeigt mir, dass die Justage der Sekundäreinheit nach der Methode von Yuri Klevtsov (über Newtonsche Ringe mit einem HeNe-Laser) richtig gut funktioniert. Ein vorheriger Versuch eines Optiktesters HS und Sekundäreinheit per Reflex eines von hinten durch ein Okular geschickten und dadurch aufgefächerten Laserstrahls, der sich nach der Reflexion am HS wieder zurück auf dem Okularkopf als Scheibchen abbildet, auf Achse zu bringen, war weit unsensibler und führte einen erheblichen (Farb)Fehler ein, der schon ab rund 220x sichtbar wurde.

Ich defokussierte im Anschluss (bei etwas geringerer Vergrößerung) bei beiden Teleskope (Ralf und meines) mit einem Stern in der Okularmitte und stellte, wie schon von Ralf beschrieben fest, dass der Fangspiegelschatten bei seinem TAL-250K extrafokal etwas früher auftaucht als bei meinem TAL-250K. Dieser Sterntest (nach Suiter interpretiert), weist also bei Ralfs TAL-250K eine etwas geringere sphärische Aberration nach, was vielleicht die Ursache für den Hauch mehr an Kontrast bei Saturn darstellen könnte. Im Gegenzug erschien mir aber mein defokussiertes Sternscheibchen (bei gleichem Defokus) etwas kontrastreicher als bei Ralfs Teleskop, das m.E. einen Tick "verwaschener" war. Ich muss mal bei Gelegenheit bei Suiter nachlesen, ob das auch eine Indikation für „etwas“ ist. Aber insgesamt spielen sich die Unterschiede bei der visuellen Beobachtung an diesem Abend fast alle im Promillebereich ab (bei den Teleskopen – wir bleiben alle nüchtern Smile um gleich ein paar Kalauern vorzubeugen Wink ).

Anders ist es bei der Backfokuslänge. Hier sind die drei TAL-250K unterschiedlich. Ralf kommt mit seinem TAL-250K + 2“ ZS nicht in den Fokus, Hans baute sich seinen eigenen, extrem kurzbauenden, 2“ Zenitspiegel um bequem in den Fokus zu kommen und bei mir geht es mit einem 2“ Televue Everbrite ZS + 2“ Okular immer und mit 2“ Everbrite + 1,25“ Reduzierung + 1,25“ Okular nur bei einer sehr kurzbauenden Reduzierung oder gar nicht. Die Fokuslängen sind, das brachte diverses Durchtauschen der ZS und Okulare zutage, definitiv verschieden! Interessant - eine Ursache könnte sein, dass NPZ in diesem Design mit dem Abstand der Sekundäreinheit zum HS Einfluss auf die sphärische Korrektur des Teleskops nehmen kann.

Kürzerer Abstand zum HS = tiefere Position Sekundäreinheit = Tendenz Unterkorrektur = längerer Backfokus
Größerer Abstand zum HS = höhere Position Sekundäreinheit = Tendenz Überkorrektur = kürzerer Backfokus

Man könnte spekulieren, dass die TAL-250K mitunter an Unterkorrektur leiden und im Werk in Novosibrisk die Sekundäreinheit in einem gewissen Maß höher gesetzt und der Unterkorrektur entgegen gewirkt wird, aber damit sich aber auch der Backfokus auf ein gerade noch „erträgliches Maß“ verkürzt. Zu diese Theorie würde es passen, dass der NPZ Zenitspiegel (2“) sehr kurzbauend ist (nur 92mm) und mit diesem NPZ-ZS (also quasi mit „NPZ-Ausrüstung“) der Fokus für alle TAL-250K immer noch bequem erreichbar bliebe.

Und zu guter Letzt hatte die Feldabbildung der TAL-250 eine Überraschung parat. Wie Ralf schon an anderer Stelle schrieb, ist es bei seinem TAL-250K nicht möglich mit 100 Grad Okularen einen gemeinsamer Schärfepunkt über das gesamte Okulargesichtsfeld zu finden, sondern verkürzt formuliert: Entweder sind die Mitte oder Rand im Gesichtsfeld scharf. Ich habe bei meinen TAL-250 sehr ähnlichen Erfahrungen mit den 80 Grad UWA Okularen von TAL (25mm, 20mm), wo die Randabbildung ebenfalls etwas leidet, aber noch im akzeptablen Bereich bleibt (mit 65 Grad Okularen zeigte sich das Phänomen nicht). Die Tendenz geht also in dieselbe Richtung: Je größer das scheinbare Okulargesichtsfeld, desto problematischer Abbildungsqualität am Rand. Daher war ich daran interessiert, wie sich mein TAL-250K bei Okularen mit so großen Gesichtsfelder verhält. Ergebnis: Genauso, und zwar genauso ausgeprägt wie bei Ralf.

Nun könnte man ja meinen, dass das schlichtweg eine, durch das optische Design bedingte, Eigenschaft der TAL-250K sei – wenn es das TAL-250K von Hans nicht gäbe, dass den Spielverderber machte. Bei seinem TAL zeigten nämlich die 100 Grad Okulare eine schöne, bis weit in den Randbereich hinein reichende, Schärfe. Der Okularwechsel zwischen den Teleskopen bestätigte, dass wir uns nicht geirrt hatten.

Tja, so ein Verhalten kann ich mir momentan nicht erklären, jedenfalls scheinen TAL-250K dann doch nicht so ganz einheitlich zu sein, wie wir im ersten Moment dachten. Erstaunlich! Auch erstaunlich ist meines Erachtens, sich dann alle drei Teleskope im direkten Vergleich an Saturn kaum etwas schenkten.

Ob das bei Hans beobachtete „einen Tick weichere Bild“ auf der Achse (siehe oben) damit im Zusammenhang steht (vielleicht so: "etwas kontrastärmer auf der Achse, dafür sehr gut im Feld" oder "scharfe Kontraste auf der Achse, dafür schlechtere Abbildung im Feld"), entzieht sich meiner Kenntnis. Letztlich bedeutet es aber wohl, dass die Feldkrümmung je nach individuellem TAL-250K unterschiedlich sein kann. Um beurteilen zu können ob das mit den Gesetzen der Optik d´accord geht, muss ich bei Gelegenheit noch mal in der Theorie nachlesen. Aber müssen ja nicht alle Rätsel auf einen Schlag gelöst werden …

So, für mich waren das die wesentlichen Ergebnisse unseres „1. Deutschen TAL-250K Treffens" und Vergleichs.

Ich bin gespannt was Rupert, mit seinem TAL-1 mitmischte, noch zu berichten hat. Dass ich ihn hier nicht erwähnt habe, liegt einfach daran, dass ich mich in diesem Text ganz speziell auf den TAL-250K Vergleich meines Teleskops mit den anderen zwei konzentrierte. Aus diesem Grund tauchen habe ich auch die Bino-Ansätze, die bei Hans und Ralf zum Einsatz kamen, hier nicht auf. Ich hab´ so was nicht.

Wie schon oben geschrieben freue ich mich auf die Vielfalt anderer Rückmeldungen. Jetzt bin ich aber hundemüde (das hier beschriebene Treffen bescherte mir darauffolgend nur 3 ½ Stunden Schlaf und weil Tags darauf nochmals aufklarte, war ich in der darauffolgenden Nacht erneut 6 ½ Stunden am Beobachten und fachsimpeln mit Sebastian, einem 8“ Dobsonianer.

Aber das ist eine andere Geschichte …

Andreas
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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1. Deutsches TAL-250K Treffen - von Andreas-TAL - 25.05.2014, 10:15
RE: 1. Deutsches TAL-250K Treffen - von Ralf - 25.05.2014, 19:00



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